Diese Frage stellten Smilla, Annemarie und Shaya aus der Ev. Grundschule in Oberbauerschaft dem Verein Mitteinander e.V. gleich als erstes. Kristina Schnelle, Frank Buhlmann, Kahraman Tsikha und Michael Kasche waren der Einladung der Mädchen zu einem Interview in die Schule gerne gefolgt. Dort stellten sich die Gäste den zahlreichen Fragen der Kinder aus den Jahrgängen 3 und 4.
Diese beschäftigen sich seit Herbst letzten Jahres - wie schon in dem Schuljahr zuvor - im Rahmen des FreiDay-Lernformates in kleinen Projektgruppen mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN. Die Gruppe von Smilla, Annemarie und Shaya wollte mehr über Ziel Nummer 1 wissen: Keine Armut.
„Wusstet Ihr, dass auf der Welt 663 Millionen Kinder in Armut leben? Knapp 3 Millionen Kinder davon leben in Deutschland. Das ist jedes 5. Kind. Diese Kinder haben kein oder nur wenig Spielzeug, Essen, Trinken oder Kleidung, weil ihre Eltern oft kaum Geld haben, die Sachen zu kaufen“, berichteten Annemarie, Smilla und Shaya zu Beginn des Interviews den Gästen sowie den Zuhörerinnen und Zuhörern der Klassen 3 und 4. Diese Erkenntnisse haben die Projektgruppe zu der Idee veranlasst, innerhalb der Schulgemeinde Spielzeug für bedürftige Kinder zu sammeln und sie der Kleiderkammer in Oberbauerschaft zu spenden. „547 Flüchtlinge wohnen derzeit in Hüllhorst“, wie Kahraman Tsikha das Wissen der Mädchen mit aktuellen Zahlen aus der Gemeinde ergänzte, „alleine im April wurden 35 neue Flüchtlinge aufgenommen.“
„Der Verein Mitteinander kümmert sich um alle Migranten und alle nachhaltigen sozialen Projekte, die in der Gemeinde stattfinden“, erklärte Kahraman Tsikha. Von 2015 bis 2018 gab es bereits eine Kleiderkammer in Hüllhorst. Sie wurde mangels Bedarf geschlossen. Nach Ausbruch des Ukrainekrieges erklärte sich Michael Kasche spontan bereit, die Kleiderkammer in Oberbauerschaft in leerstehenden Teilen seines Hauses wieder zu eröffnen. „Alle Hüllhorster haben dabei mitgemacht und geholfen!“, berichtete Kahraman Tsikha stolz. Der Verein muss dafür keine Miete zahlen.
Gespannt hörten alle anwesenden Kinder zu, was die Gäste über ihre ehrenamtliche Arbeit bei der Kleiderkammer und im Verein Mitteinander erzählten. So berichtete Kristina Schnelle u. a. ausführlich über alles, was für die Kleiderkammer gespendet, aber auch dringend benötigt würde. Frank Buhlmann ergänzte, dass auch Fahrräder, egal in welchem Zustand, gerne genommen würden, da der Verein Mitteinander eine Fahrradwerkstatt betreibe, in der alte Räder repariert werden könnten. Michael Kasche schloss mit der wichtigen Spenden-Faustregel: „Das, was ich selbst noch tragen/nutzen würde, kann ich auch spenden!“ Frank Buhlmann nannte es einen Akt der „Nächstenliebe, dass wir uns um die Menschen um uns herum kümmern und ihnen etwas Gutes tun.“
Im Anschluss an das Interview wurden die gespendeten Spielzeuge mit Bollerwagen und Koffern von den Kindern der Projektgruppe und den Vertretern und Vertreterinnen des Vereins Mitteinander gemeinsam zur Kleiderkammer transportiert.
Doch bis es zur Spende am Tag des Interviews kam, lagen zeitintensive Recherchen und ein anspruchsvoller Planungsweg mit vielen Entscheidungen vor den Kindern: „Was bedeutet das Ziel? Wie können wir als Kinder das Ziel unterstützen? Wem soll gespendet werden? Wie kommen wir an die Spielzeuge? Wo lagern wir sie? Welches Spielzeug kann gespendet werden? Wie transportieren wir sie?“ … waren nur einige wesentliche Überlegungen, die die Kinder anstellen mussten.
Es wurde schnell klar, dass die Mädchen auf Hilfe beim Sammeln angewiesen waren. Alle Kinder, Eltern und Großeltern der Schule sollten von dem Vorhaben erfahren und wurden mündlich, mit Plakaten und digital per Mail zum Spenden aufgerufen. Hausmeister und Lehrkräfte halfen beim Sammeln und Aufbewahren des Spielzeugs, der Kindergarten und die Sekretärin stellten Bollerwagen als Transportmittel zur Verfügung. Absprachen mussten getroffen, Informationen ausgetauscht und Vorgehensweisen geplant und besprochen werden.
Beim gesamten Projektvorhaben arbeiteten die Kinder selbstorganisiert und wurden von Erwachsenen begleitet, die jeder Projektgruppe des FreiDays einen förderlichen Rahmen für den Lernprozess gestalteten, indem sie situativ als Inspirationsquelle oder Impulsgeber dienten, neugierig machten, hilfreiche Strukturen zum Projektlernen, Recherchieren u.v.m. einführten, Reflexionsgespräche führten, zuhörten, berieten und so jedes Kind individuell bei seiner Persönlichkeitsentwicklung, Potentialentfaltung und beim Lernen unterstützten, ohne Vorgehens- und Handlungsweisen vorzugeben.
Und, ja, der Verein Mitteinander kennt den FreiDay, um die Eingangsfrage zu klären, weil die Kinder schon letztes Jahr ihre damaligen Projekte auf der Nachhaltigkeitsmesse in Hüllhorst vorgestellt haben. Auch in diesem Jahr wird die Schule zusammen mit der Mühlengrundschule aus Tengern wieder dabei sein. Am 9.6.2024 geht es um 12.00 Uhr in der Ilex-Halle mit einer informativen Ausstellung zu vielen Projekten los, die im FreiDay durchgeführt wurden. Beendet wird die Ausstellung um 15.00 Uhr mit einem Vortrag von den Kindern zum FreiDay.